Regio SO-Athleten holen bei Leichtathletik EM in Berlin Medaillen für Deutschland
Vom 7. bis 12. August fanden in Berlin die Leichtathletik Europameisterschaften statt. Und es war eine EM der Superlative, mit dem bestem Medaillen-Ergebnis seit 1998. Das 125 köpfige Team des deutschen Leichtathletikverbandes (DLV) erreichte 19 Medaillen, davon sechs goldene.
Mit dabei waren auch Athleten aus unserer Region Südost, die ihren Anteil am Medaillenspiegel leisteten. Nominiert waren Aleixo Platini Menga, Mateusz Przybylko, Bo Kanda Lita Baehre, Gina Lückenkemper, Denise Krebs, Konstanze Klosterhalfen, Katharina Molitor, Dana Bergrath, Mareike Arndt vom TSV Bayer 04, sowie Anna Gehring, Alexandra Wester vom ASV Köln.
Silber für Gina Lückenkemper
Beim 100m Finale der Frauen landete Gina Lückenkemper sensationell auf Rang Zwei. Zuvor hatte sie einen fulminanten Halbfinallauf gezeigt. In 10,98 Sekunden spurtete sie zum zweiten Mal in ihrem Leben unter 11 Sekunden. Im Finale war wie im Vorlauf nur die Britin Dina Asher-Smith (10,85 Sekunden) schneller. Lückenkemper kam erneut in 10,98 Sekunden ins Ziel. Ein großer Erfolg für Lückenkemper, die anschließend in die Knie ging, den Tränen nahe war.
EM-Finale ohne Bo Kanda Lita-Baehre
Der Deutsche Meister Bo Kanda Lita Baehre hatet bei der EM den Einzug in das Finale der Stabhochspringer verpasst. Der 19-Jährige bewältigte in der Qualifikation 5,51 Meter, nicht aber die geforderten 5,61 Meter.
Bei 5,51 Metern touchierte Bo Kanda Lita-Baehre die Latte zwar mit der Schulter, doch sie fiel nicht. 5,61 Meter, was die Einstellung seiner Bestleistung bedeutet hätte, waren aber einmal mehr zu hoch. Insgesamt hatten die Springer mit böigen Bedingungen zu kämpfen.
Tragischer Autounfall stoppte Mareike Arndt
Siebenkämpferin Mareike Arndt vom TSV Bayer 04 Leverkusen konnte bei den Europameisterschaften nicht mehr zum abschließenden 800-Meter-Lauf antreten. Auf dem Weg vom Hotel zum Stadion war sie in einen Verkehrsunfall verwickelt und wurde in die Charité gebracht.
Vor der Abschlussdisziplin hatte Mareike Arndt auf Platz zwölf gelegen und sich im mit Weltklasse-Athletinnen gespickten und von Olympiasiegerin Nafi Thiam (Belgien) angeführten Feld überaus achtbar gehalten. Am ersten der beiden Wettkampftage bestach die Deutsche Meisterin der letzten beiden Jahre insbesondere mit der persönlichen 200-Meter-Bestzeit von 23,61 Sekunden. Zuvor konnte sie im Kugelstoßen mit 14,65 Metern, der insgesamt drittbesten Weite, ihre Stärke ausspielen. Im Weitsprung wurden solide 5,91 Meter gemessen, im Speerwurf gute 42,58 Meter. Im Rahmen blieben ihre Leistungen über 100 Meter Hürden (13,64 sec) und im Hochsprung (1,64 m).
Goldene Flugshow: Mateusz Przybylko Europameister – mit 2,35 Metern
Hochspringer Mateusz Przybylko hatte bei der EM in Berlin viel umjubeltes EM-Gold erkämpft. Mit 2,35 Meter stellte der 26-jährige Leverkusener seine persönliche Bestleistung ein. Douwe Amels belegte Platz acht.
„Ich bin richtig heiß, heiß wie Frittenfett, ich habe richtig Bock darauf“, hatte Mateusz Przybylko voller Euphorie schon im Vorfeld des EM-Finales verkündet. Und in der Tat ging einiges an diesem eher frühlingshaften Samstagabend. Der vergleichsweise harte Untergrund kam dem 26-Jährigen vom TSV Bayer 04 Leverkusen entgegen. Schon in der Qualifikation am Donnerstag flopte er leicht und locker über die nötigen 2,25 Meter.
Und auch jetzt traf er jeden Sprung im ersten Versuch – bei 2,19 Meter beginnend bis einschließlich zur Einstellung der persönlichen Bestleistung von 2,35 Metern – eine blitzblanke Bilanz. Eine Höhe, die neben ihm kein Mitbewerber schaffte. Stets baute Mateusz Przybylko fast noch ein Haus, hätte über der Latte kaum etwas besser machen können. Immer wieder das Publikum zum Anfeuern animierend, blieb der Athlet von Hans-Jörg Thomaskamp auf Kurs – ein echter Wettkampftyp. Schnell im Anlauf, klar im Kopf.
Am deutschen Rekord versuchte sich der Leverkusener dann noch vergebens. Weil die Schulter störte, purzelte die Latte bei 2,38 Metern. „Oh, wie ist das schön“, sangen die 60.000 auf den Rängen, das Olympiastadion bebte, als das erste deutsche EM-Gold des Abends perfekt war. Nach seiner goldenen Flugshow war Mateusz Przybylko nicht mehr zu halten und ließ sich von seinen Gefühlen tragen. Völlig losgelöst hüpfte er über die blaue Bahn, tanzte mit Maskottchen Berlino und drehte unter dem Jubel von 60.500 Fans eine nicht enden wollende Ehrenrunde.
Konstanze Klosterhalfen erkämpft im Berliner Hexenkessel Platz vier
Konstanze Klosterhalfen hatte über 5.000 Meter mit der Saisonbestzeit von 15:03,73 Minuten Platz vier erkämpft. Denise Krebs landete nach einem Sturz im Mittelfeld – beim Sieg der Niederländerin Sifan Hassan, die von der unglaublichen Stimmung im Stadion förmlich zum Meisterschaftsrekord getragen wurde.
Für Konstanze Klosterhalfen war es erst der vierte Lauf in dieser Saison. Doch von der Knieverletzung, die sie lange eingeschränkt hatte, war im nahezu voll besetzten Berliner Olympiastadion nichts zu spüren. In bewährter Manier zog die 21-Jährige ihren Schritt. Dass gegen Favoritin Sifan Hassan (Niederlande) kein Kraut gewachsen sein würde, stand bereits vorher fest. Entsprechend deutlich fiel der Sieg der gebürtigen Äthiopierin aus, die in 14:46,13 Minuten Meisterschaftsrekord lief.
Doch Konstanze Klosterhalfen hielt sich auf den zwölfeinhalb Runden mehr als achtbar. Vom Publikum mächtig angefeuert, reihte sie sich anfangs an vierter Stelle ein. 3:05 Minuten bei 1.000 Metern – eine flotte Fahrt. Vier Runden vor Schluss war an der Spitze noch ein Quintett zusammen. Die Leverkusenerin sah immer noch entspannt aus, als das Tempo forciert wurde.
600 Meter vor Schluss musste die Athletin von Sebastian Weiß dann abreißen lassen, rettete aber den vierten Rang und steigerte ihre Jahresbestzeit um 16 Sekunden auf 15:03,73 Minuten. Am Hausrekord fehlten nur zwölf Sekunden. Diese Zeit hätte zu EM-Silber gereicht. Der zweite Platz ging an Eilish McColgan (Großbritannien; 14:53,05 min), Bronze an Titelverteidigerin Yasemin Can (Türkei; 14:57,63 min).
Denise Krebs, die in Nürnberg ihre Bestzeit als DM-Dritte auf 15:26,58 Minuten gesteigert hatte, lief nach einem Sturz in der zweiten Runde sozusagen ihr eigenes Rennen. Die 31-jährige Automobilkauffrau und Journalistin, die bei der Unterländer LG groß wurde, bis August 2007 das Trikot der TSG Heilbronn trug, dann beim TV Wattenscheid 01 zur Extraklasse-Mittelstrecklerin reifte, um in Leverkusen als Langstrecklerin zu neuen Ufern aufzubrechen, finishte schließlich in 16:07,98 Minuten als 14. Wegen anhaltender Fußschmerzen und weil sie sich mehrere Schnittwunden zugezogen hatte, musste sie sich später ins Krankenhaus begeben. "Unter normalen Umständen wäre der achte Platz auf jeden Fall drin gewesen", bedauerte ihr Heim- und Bundestrainer Sebastian Weiß die Entwicklung.
Denise Krebs: Außenbandriss nach Sturz-Drama
Denise Krebs vom TSV Bayer 04 Leverkusen hat sich im EM-Finale über 5.000 Meter bei ihrem fatalen Sturz über eine vor ihr hingefallene Athletin einen Riss des Außenbandes am linken Sprunggelenk zugezogen. Das hat eine Magnetresonanztomografie (MRT) ergeben. Zudem mussten etliche Schnittwunden genäht werden, die sich die frühere Studenten- und Militär-Vize-Weltmeisterin durch Spikestritte nachfolgender Läuferinnen zugezogen hatte. „Umso bemerkenswerter, wie sie sich noch durchgebissen hat“, würdigte Heim- und Bundestrainer Sebastian Weiß ihren dennoch erkämpften 14. Platz. Denise Krebs darf in der nächsten Woche wieder leicht mit Radfahren anfangen.
Deutsche Frauen-Staffel holt Bronze
Die 4x100-Meter-Frauen-Staffel und zigtausend Zuschauer jubelten über Bronze für Deutschland. Fünf Tage nach ihrem Silber-Coup im Einzelrennen hatte Sprinterin Gina Kückenkemper das DLV-Quartett über 4x100 Meter erneut aufs Podium geführt.